[artinfo] Fwd: dOCUMENTA (13) announces curatorial team and process

Sári Stenczer stenczer at gmail.com
Sat Oct 30 15:08:53 CEST 2010


  [image: dOCUMENTA (13)]
 Please address your
queries to:

*Kathrin Luz
Leiterin der Kommunikation/
Head of Communication*

dOCUMENTA (13)
Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
Tel: + 49 561 707270
Fax: + 49 561 7072739
press at documenta.de

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dOCUMENTA (13) gibt ihr kuratorisches Team und ihre weiteren Aktivitäten
bekannt

*Anlässlich ihrer Pressekonferenz in Berlin im HAU 1 am heutigen Tage gibt
die dOCUMENTA (13) bekannt (eine Aufzeichnung der Pressekonferenz ist in
Kürze unter www.documenta.de zu sehen): *

Die dOCUMENTA (13) besteht aus einer Reihe künstlerischer Akte und Gesten,
die bereits jetzt stattfinden, und aus einer Ausstellung, die am 9. Juni
2012 für die Dauer von 100 Tagen eröffnet wird. Die dOCUMENTA (13) folgt
nicht einem einzigen, übergreifenden Konzept, sondern führt, wie in einer
Choreografie, vielfältige Materialien, Methoden und Wissensformen zusammen.

*Worum geht es bei der dOCUMENTA (13)?*
Im Entstehungsprozess der dOCUMENTA (13) werden Fragen der individuellen und
kollektiven Emanzipation durch Kunst aufkommen, indem eine Reihe heterogener
Ontologien durchdacht werden, die die paradoxen Bedingungen des heutigen
Lebens und der aktuellen künstlerischen Produktion hervorbringen. Diese
umfassen:

   - Teilhabe und Rückzug als simultane Modi heutiger Existenz
   - Verkörperung und Entkörperlichung und ihre wechselseitige Abhängigkeit
   - Verwurzelung und Heimatlosigkeit als doppelte Verfasstheit des Subjekts

   - Nähe und Distanz und ihre Relativität
   - Zusammenbruch und Erholung, die gleichzeitig oder nacheinander
   auftreten können
   - die Flut von unkontrollierten Informationen und die gleichzeitige
   Fixierung auf Kontrolle und Organisation
   - Übersetzung und Unübersetzbarkeit, und wie man diese verhandelt
   - Inklusion und Exklusion, und wie sie miteinander zusammenhängen
   - Zugang und Unzugänglichkeit, und ihre Koexistenz
   - das Anachronistische des eurozentrischen Kunstbegriffs und das paradoxe
   Aufkommen von Praktiken, die heute weltweit auf diesen Kunstbegriff
   verweisen
   - das menschliche Leben und andere Lebensformen angesichts einer
   gemeinsamen Geschichte wechselseitiger Abhängigkeiten
   - hoch entwickelte Wissenschaften/Technologien und ihre Verwandtschaft
   mit alten Traditionen
   - materielles und immaterielles kulturelles Erbe und seine Verbundenheit
   mit der zeitgenössischen Kultur
   - die Spezifität des Künstlerseins und die Nicht-Spezifität
   künstlerischer Praxis

Die Ausstellung, die diese heterogenen Ontologien und Faktoren erforscht,
wird an verschiedenen Schauplätzen und Orten stattfinden und neue Arbeiten
von mehr als 100 KünstlerInnen aus aller Welt umfassen. In einigen Fällen
werden diese als Teil von Gemeinschaftsprojekten mit anderen Künstlern,
"Agenten" oder Personen präsentiert, die im kulturellen Feld - wie etwa
Wissenschaft und Literatur - tätig sind. Darüber hinaus wird eine Anzahl
historischer Kunstwerke im Kontext dieser miteinander zusammenhängenden
Ideen, Gespräche und parallelen Geschichten ausgestellt werden.

Als Vorspiel zur Ausstellung und als Teil der dOCUMENTA (13) hat bereits hat
eine Reihe öffentlicher Aktivitäten begonnen, darunter eine Konferenz in
Turin im September 2009, die *AND AND AND* Projekte, die seit Juni 2010
stattfinden, die Installation eines Kunstwerks von *Guiseppe Penone* im
Karlsaue-Park im Juni 2010 sowie die Publikation eines Künstlerbuchs
von *Guillermo
Faivovich *und *Nicolás Goldberg *(*The Campo del Cielo Meteorites - Band I:
El Taco*) im September 2010.

*Das kuratorische Team und der weitere kuratorische Prozess*

Die dOCUMENTA (13) wird von der künstlerischen Leiterin *Carolyn
Christov-Bakargiev* zusammen mit einer Reihe von "Agenten", Beratern und
Künstlern geplant. In den Jahren 2009 und 2010 reiste Christov-Bakargiev
viel und hielt zahlreiche Vorträge; auf diese Weise baute sie eine Gruppe
von Personen auf, die an diesem Prozess teilhaben. Mehr als die Hälfte der
teilnehmenden Künstler ist bereits eingeladen und bereitet Projekte für die
dOCUMENTA (13) vor.

Die dOCUMENTA (13) *Agenten *tragen auf unterschiedliche Weise zu diesem
Prozess bei und sind unterschiedlich stark involviert. In einigen Fällen ist
die Zusammenarbeit eng und kontinuierlich, in anderen eher lose und
sporadisch, sodass der Entstehungsprozess der dOCUMENTA (13) organisch und
affektiv ist und offen für Veränderungen bleibt. Im Lauf der kommenden Jahre
können weitere Agenten hinzukommen und eine flexible kuratorische Einheit
bilden. "In kleinen Systemen", erklärt Christov-Bakargiev, "handelt ein
Agent auf der Grundlage einer Vollmacht und wählt unter mehreren
Alternativen, sodass Handlungsmacht delegiert wird; das impliziert ein
Moment der Ungewissheit, durch das das System funktioniert. In der Biologie
löst ein Agens (engl. *agent*) eine Reaktion aus; in der Literatur ist ein
Agent jemand, der im Verborgenen oder verdeckt agiert und seine Identität
nie ganz preisgibt. Im Lateinischen bedeutet *agere* handeln." Derzeit
handelt es sich bei den Agenten um *Leeza Ahmady*, *Ayreen Anastas & Rene
Gabri*, *Sofía Hernández Chong Cuy*, *Sunjung Kim*, *Koyo Kouoh*, *Joasia
Krysa*, *Marta Kuzma*, *Raimundas Malašauskas*, *Chus Martínez*, *Lívia
Páldi*, *Hetti Perkins*, *Eva Scharrer,* *Kitty Scott* und *Andrea Viliani*.


Das dOCUMENTA (13) *Honorary Advisory Committee* versammelt eine Reihe von
Intellektuellen und Praktikern so unterschiedlicher Felder wie Kunst,
Anthropologie, Biologie, Quantenphysik, Literatur und Archäologie. Ihre
spezifischen Kenntnisse und Standpunkte eröffnen einen umfassenderen
kulturellen Kontext der Kultur unserer Zeit und prägen die Prozesse des
Denkens und Handelns der dOCUMENTA (13), aus denen sich künstlerische
Praktiken und zeitgenössische Kunst entwickeln. Aktuell besteht das Komitee
aus *Mario Bellatin*, *Iwona Blazwick*, *Ali Brivanlou*, *Donna
Haraway*, *Salah
Hassan, Pierre Huyghe*, *Michael Petzet*, *Alexander Tarakhovsky,* *Michael
Taussig,* *Jane Taylor* und *Anton Zeilinger*.

*Überlegungen zum Hintergrund der dOCUMENTA (13)*

"In einer Kunstwelt, die vom Prinzip des Kuratorischen beherrscht wird",
sagt Christov-Bakargiev, "bietet ein Agieren ohne vorgefasstes kuratorisches
Konzept die Möglichkeit, die Netzwerk-Anschlussfähigkeit des digitalen
Zeitalters aufzugreifen und dabei gleichzeitig einen kritischen Blick auf
seine Schwächen und Implikationen zu richten." Darüber hinaus "bot die
Geschichte Kassels, die Geschichte der documenta, die 1955 begann, einen
Ausgangspunkt, um darüber nachzudenken, wo wir standen, wo wir heute stehen
und wohin wir möglicherweise gehen. Denjenigen, die (meinetwegen auch
drahtlos) 'vernetzt' sind, mag der Besuch einer Kunstausstellung wie eine
anachronistische Erfahrung des 20. Jahrhunderts vorkommen. Wie kann eine
Ausstellungsplattform im Herzen Europas wie die documenta auch im 21.
Jahrhundert weiterhin bedeutungsvoll sein, in einer Zeit, in der
Kulturgeschichten aus unterschiedlichen und manchmal widersprüchlichen
Perspektiven neu geschrieben und korrigiert werden - wo nichts vorausgesetzt
werden kann, nicht einmal die Definition des Feldes der zeitgenössischen
Kunst?

Doch der physische Charakter einer Ausstellung, bei der Menschen
zusammenkommen, um Kunst zu erleben, und ihre gemeinsame körperliche
Anwesenheit zelebrieren, um eine materielle und immaterielle Kultur zu
teilen, ist zur Grundlage eines performativen Rituals geworden, das der
atomisierten, molekularen Organisation menschlicher Transaktionen im
Internet widersteht - bis zu dem Punkt, an dem die 'Ausstellung' als Format
zu neuem Leben erwacht, während sie sich in eine Situation höchster
Verdichtung verwandelt. Diese Reflexion wird erweitert durch die
Möglichkeit, in einer Ausstellung verschiedene kulturelle Entwicklungslinien
zu vergleichen, und durch die Gelegenheit, an der Realisierung nachhaltiger
Projekte in aller Welt teilzunehmen. Währenddessen *vollzieht* sich die
dOCUMENTA (13) *erneut *und stellt die Vorstellungskraft, das intellektuelle
Abenteuer und die Handlungsmacht wieder in den Mittelpunkt ihrer
Aktivitäten."

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 dOCUMENTA (13) announces curatorial team and process

*During a press conference held today in Berlin at the Hebbel Theater / HAU
1, dOCUMENTA (13) announced: (video documentation of the press conference
will soon be available online at www.documenta.de)*

dOCUMENTA (13) is a series of artistic acts and gestures that are already
taking place as well as an exhibition that will open on June 9, 2012, and
that will run for 100 days. dOCUMENTA (13) does not follow a single, overall
concept but engages in conducting, and choreographing manifold materials,
methods, and knowledges.

*What is dOCUMENTA (13) about?*

Questions of personal and collective emancipation through art emerge in the
process of making dOCUMENTA (13) by thinking through a number of composite
ontologies that generate paradoxical conditions of contemporary life and
artistic production. These include:

   - participation and withdrawal as simultaneous modes of existence today;
   - embodiment and disembodiment, and their mutual dependency;
   - rootedness and homelessness, as a dual condition of subjecthood;
   - proximity and distance, and their relativity;
   - collapse and recovery, occurring simultaneously as well as in
   succession;
   - the flood of uncontrolled information and the contemporaneous obsession
   with control and organization;
   - translation and untranslatability, and their negotiation;
   - inclusion and exclusion, and their connectedness;
   - access and inaccessibility, and their co-existence;
   - the obsolescence of a Eurocentric notion of art and the paradoxical
   emergence of practices related to that same notion in the world at large
   today;
   - human life and other forms of life facing multi-species entangled
    histories;
   - advanced science/technology and its alliance with ancient traditions;
   - tangible and intangible heritage and their interconnectedness with
   contemporary culture;
   - the specificity of being an artist and the non-specificity of artistic
   practice.

Exploring this set of composite ontologies and considerations, the
exhibition will be held in various locations and places, and will include
new works by more than 100 artists from around the world. In some cases,
these will be presented as parts of projects with other artists, agents, or
persons active in cultural fields including science and literature.
Furthermore, a number of historical artworks will be exhibited in these
interrelated ideas, conversations, and parallel stories. As a prelude to the
exhibition, and as a part of dOCUMENTA (13), a number of public activities
have already begun, such as such as a conference in Turin in September 2009;
the *AND AND AND* projects, ongoing since June 2010; the installation of an
artwork by *Giuseppe Penone* in June 2010 in the KarlsAue park; and the
publication of an artist's book by *Guillermo Faivovich* and *Nicolás
Goldberg*, *The Campo del Cielo Meteorites - Vol. I: El Taco* in September
2010.

*Curatorial Team and Process*

dOCUMENTA (13) is being planned by artistic director *Carolyn
Christov-Bakargiev* with a number of agents, advisors, and artists.
Throughout 2009 and 2010, Christov-Bakargiev traveled and lectured widely,
building up a group of people with whom the process is shared. More than
half of the participating artists have already been invited and are
preparing projects for dOCUMENTA (13).

The dOCUMENTA (13) *Agents* contribute in various ways, and have different
degrees of engagement. Some work more closely and consistently, others more
loosely and occasionally, so as to create a generative process that is
organic and affective, open to change. The Agents may increase during the
upcoming years, and constitute an unstable curatorial entity. "In small
systems," states Christov-Bakargiev, "an agent acts by proxy, and chooses
among a number of alternatives, so that agency is delegated, thus implying
an element of uncertainty through which the system works. An agent, in
biology, precipitates a reaction, and in fiction, an agent suggests someone
who is hidden or undercover, never fully revealing identity. *Agere*, in
Latin, is to act." Currently, the Agents are *Leeza Ahmady*, *Ayreen Anastas
& Rene Gabri*, *Sofía Hernández Chong Cuy*, *Sunjung Kim*, *Koyo
Kouoh*, *Joasia
Krysa*, *Marta Kuzma*, *Raimundas Malašauskas*, *Chus Martínez*, *Lívia
Páldi*, *Hetti Perkins*, *Eva Scharrer,* *Kitty Scott*, and *Andrea Viliani*.


The dOCUMENTA (13) *Honorary Advisory Committee* brings together a number of
intellectuals and practitioners from various fields, including art,
anthropology, biology, quantum physics, philosophy, literature, and
archeology. Their specific knowledge and points of view provide a wider
context on culture in the world today and inform the processes of thinking
and acting of dOCUMENTA (13), within which artistic practices and
contemporary art, emerge. Currently, the Honorary Advisory Committee is made
up of *Mario Bellatin*, *Iwona Blazwick*, *Ali Brivanlou*, *Donna Haraway*,
*Salah Hassan, Pierre Huyghe*, *Michael Petzet*, *Alexander
Tarakhovsky,* *Michael
Taussig,* *Jane Taylor* and *Anton Zeilinger*.

*Considerations on the background to dOCUMENTA (13)*

"In an art world dominated by the curatorial," says Christov-Bakargiev, "to
act without a pre-defined curatorial plan offers a possibility to both
repeat the network of connectivity of the digital age, while also reflecting
on its shortcomings and implications from a critical viewpoint."
Furthermore, "the history of Kassel, and the history of documenta which
began in 1955, has provided an initial background for a reflection on where
we were, where we are, and where we might be going. For those who are
'wired' (or wireless, for that matter) going to an art exhibition might seem
an obsolete experience of the 20th century. How can an exhibition platform
in the heart of Europe, such as documenta, continue to be meaningful in a
21st century that is rewriting and redressing cultural histories from
diverse and at times colliding perspectives--where nothing is a given, not
even the definition of the field itself of contemporary art?"

"However, the embodied nature of any exhibition, where people gather to
experience art while celebrating their physical coming together to share
culture, both tangible and intangible, has become a performative ritual that
resists the atomized, molecular organization of human transactions on the
Internet--to the degree that the 'exhibition' as a format takes on a new life
as it mutates into a situation of intense aggregation. Furthermore, the
possibility of comparing different cultural trajectories in an exhibition,
and the possibility of participating in the implementation of sustainable
projects in places around the world, broadens this reflection while
dOCUMENTA (13) *re-performs* itself, repositioning the imagination,
intellectual adventure and agency at the heart of its activities."
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